Der Buisness Case
Ein Business Case ist die solide Grundlage für Ihre Entscheidung, eine eigene Firma zu gründen. Damit können Sie berechnen, ob Ihre Geschäftsidee auch einem Zahlen-Check standhält.
Eine Unternehmensgründung ist ein großer Schritt, der entsprechend gut vorbereitet sein will. Der Business Case hilft Ihnen, die finanzielle Dimension Ihres geplanten Unternehmens zu überblicken: Wie wirtschaftlich kann Ihre neue Firma geführt werden?
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Kennzahlen.
- Unternehmerlohn
Gerade wenn Sie aus einem Angestelltenverhältnis heraus gründen, ist das Thema Unternehmerlohn wichtig. Der Unternehmerlohn ist Ihr erwartetes persönliches Einkommen und muss höher sein als Ihr potenziell gefordertes Bruttogehalt.
Versicherungsbeiträge (zum Beispiel Sozial-, Renten- und Krankenversicherung), die bislang durch den Arbeitgeber getragen wurden, müssen jetzt von Ihnen aufgebracht werden.
Auf der Existenzgründerseite des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) finden Sie ein Schema, mit dem Sie Ihren Unternehmerlohn berechnen können.
Für alle Hinweise auf die Seiten des BMWi gilt: Da es sich um allgemeine Checklisten handelt, sind wahrscheinlich nicht immer alle Positionen für Sie relevant.
Es gibt je nach Rechtsform Ihres Unternehmens die Möglichkeit, sich selbst ein Gehalt auszuzahlen. Am besten sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater über diesen Punkt. Allerdings gilt: Ihre Kosten sind fix. Ob Sie sich den errechneten Unternehmerlohn wirklich dauerhaft zahlen können, hängt vom Erfolg Ihres Geschäftes ab.
- Kostenplan
Damit ermitteln Sie Ihre Kostenbasis. Mit dem Wachstum Ihres Unternehmens verändert sich diese. In puncto Kosten ist es sinnvoll, zwischen fixen (Kosten unabhängig vom Umsatz, längerfristig fest) und variablen Ausgaben zu unterscheiden.
Fixkosten:
- Löhne und Gehälter (inklusive Sozialbeiträgen)
- Finanzierungskosten (Zinsen)
- Versicherungskosten
- Mieten/Infrastruktur
- Feste Mobilitätskosten (Auto, Versicherung etc.)
- Finanzierungskosten
Variable Kosten (abhängig von Auftragslage):
- Steuern
- Mobilitätskosten (Benzin, Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln)
- Ausgaben für Arbeitsmittel (zum Beispiel Reinigungsmittel)
- Akquisitionskosten
- Kosten für Partnerleistungen und eingekaufte Dienstleistungen (wie Fensterputzer)
Der Kostenplan gibt Ihnen Aufschluss, an welchen Schrauben Sie drehen können und in welchen Bereichen Sie feste Verpflichtungen haben. Einen Standardkostenplan finden Sie hier.
- Stundensätze berechnenBerechnung der Stundensätze - für den laufenden Betrieb
Bei der Berechnung Ihrer Stundensätze sind folgende Punkte zu beachten:
- Steuersätze. Private Kunden zahlen in der Regel Bruttostundensätze, daher darf die Mehrwertsteuer nicht vergessen werden. Je nach Situation der Kunden wird der volle oder halbe Mehrwertsteuersatz fällig. Rechnen Sie mit Pflegeeinrichtungen ab, liegt der Satz zurzeit bei null Prozent.
- Erfahrungsgemäß werden im eingeschwungenen Zustand circa 80 Prozent der mit Ihren Mitarbeiter*innen vereinbarten Wochenarbeitsstunden den Kund*innen in Rechnung gestellt. Der Rest entfällt auf Urlaub, Krankheit etc.
- Falls Sie nicht bei Ihrem Unternehmen selbst angestellt sind - vergessen Sie Ihren Lohn bei den Kosten nicht.
Haben Sie Ihren Stundensatz berechnet, sollten Sie ihn in zwei Richtungen testen:
- Wie liegt er in Ihrem Wettbewerbsumfeld? Über das Internet können Sie herausfinden, wie die Preisgestaltung Ihrer Wettbewerber ist.
- Mit einer Marktumfrage können Sie Ihren Stundensatz bei potenziellen Kund*innen testen. Dabei bekommen Sie ein Gefühl für die Preissensitivität Ihrer Kund*innen.
Ist Ihr Preis zu niedrig, sollten Sie ihn ruhig nach oben anpassen - es sei denn, Sie wollen sich als Niedrigpreisanbieter*in etablieren. Ist er zu hoch, müssen Sie überlegen, wie Sie Kosten reduzieren können, um profitabel zu arbeiten.
Hier finden Sie ein Kalkulations-Schema zur Berechnung von Stundenlöhnen:
Stand Januar 2021
- Rentabilitätsvorschau
Sie zeigt Ihnen über einen längeren Zeitraum hinweg an, wann Sie mit Ihrem Unternehmen Geld verdienen. Mehr dazu unter www.existenzgruender.de.
- Kapitalbedarf
Kapitalbedarf für Gründung und die betriebliche Anlaufphase
Im Rahmen der Rentabilitätsvorschau können Sie abschätzen, ab wann Sie mit Ihrem Unternehmen Geld verdienen. Auch die Gründung ist mit Kosten verbunden. Sie brauchen also eine Übersicht, wie viel Startkapital Sie benötigen, um die ersten 100 Tage (oder eventuell auch etwas länger) zu überleben.
Gehälter, Steuern, Miete und auch Ihr Lebensunterhalt sind von Anfang an fällig. Bei der Berechnung hilft Ihnen der Kapitalbedarfsplan des BMWi.
Beim Punkt Anlagevermögen wird Ihr Bedarf eher gering ausfallen - hier gibt es eigentlich nur folgende potenzielle Positionen:
- Betriebs- und Geschäftsausstattung - prüfen Sie sorgfältig, was gerade am Anfang wirklich notwendig ist.
- Fuhrpark - eventuell können Leasingoptionen sinnvoll sein.
- Franchisegebühren (Beispiel eines Franchise-Anbieters für haushaltnahe Dienstleistungen im Privathaushalt)
- Finanzierungsplan
Nachdem Sie wissen, wie viel Geld Sie brauchen, überlegen Sie, welche Geldquellen Sie anzapfen können: etwa eigene Rücklagen, staatliche Zuschüsse (wenn Sie aus der Arbeitslosigkeit gründen, können Sie etwa den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit beantragen), private Darlehen (immer mit Vertrag, denn bei Geld hört die Freundschaft oft auf) und Bank- oder Gründungskredite.
Gerade zu Anfang ist es wichtig, immer die eigene Liquidität im Blick zu halten. Mitarbeiter*innen, Sozialversicherung und Finanzamt kennen keinen Spaß, wenn ihr Geld nicht kommt. Auch Banken sind bei ungeplanten Überziehungen hart. Eine saubere Liquiditätsvorschau (am Ende eines Monats) erlaubt es Ihnen, rechtzeitig zu handeln. Mehr dazu unter www.existenzgruender.de.
- Exkurs
Unterstützung durch Berater*innen
Gerade wenn Sie nicht aus dem kaufmännischen Bereich kommen, ist das Thema Business Case oft etwas trocken und eventuell auch ein Buch mit sieben Siegeln.
Eine Gründungsberatung oder einen Steuerberater*in hinzuzunehmen kann sinnvoll sein. Bei der Wahl sollten Sie aber die Augen offenhalten, denn es gibt viele Ansprechpartner*innen und darunter auch viele schwarze Schafe.
Anhaltspunkte bei der Auswahl können sein: Hat die Beraterin, der Berater Erfahrung? Welches Honorar wird verlangt? Eine erste Orientierung zur Beratersuche gibt das BMWi.
Nehmen Sie Kredite oder Finanzierungshilfen in Anspruch, ist Ihre Bank oder die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein guter Anlaufpunkt, um Adressen zu bekommen.
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Autorin: Dr. Barbara Titzrath, Unternehmensberaterin Titzrath Consulting