kfd fordert Umbenennung der Räume im Erbacher Hof
Mainz, 10. Juni 2023. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) – Bundesverband e.V. hat während ihrer Bundesversammlung vom 08. bis 10. Juni in Mainz das Bistum Mainz aufgefordert, die dortigen Tagungsräume im Erbacher Hof umzubenennen. Diese tragen die Namen von Bischöfen und Kardinälen, die nachweislich Missbrauchstaten vertuscht und Täter geschützt haben.
„Mit Bestürzung haben wir in der Studie zu Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung seit 1945 im Verantwortungsbereich des Bistums Mainz gelesen, dass Kardinal Karl Lehmann, Kardinal Hermann Volk und Bischof Albert Stohr große Schuld auf sich geladen haben. Daher appellieren wir an das Bistum Mainz, die Tagungsräume ‚Kardinal Volk-Saal‘ und ‚Bischof Stohr-Raum‘ umzubenennen und die Büste von Kardinal Volk im Innenhof zu entfernen“, erläutert Mechthild Heil, Bundesvorsitzende der kfd. Sie hatte direkt am ersten Tag der Versammlung, am 8. Juni, die 95 Delegierten aus 21 Diözesanverbänden aufgerufen, die Aufforderung an das Bistum Mainz zu unterschreiben. Gleichzeitig konnte die kfd-Bundesvorsitzende Bischof Prof. Dr. Peter Kohlgraf, der ein Grußwort an die kfd-Frauen richtete, den Appell übergeben.
In dem Brief heißt es: „Vor dem Hintergrund der Missbrauchsstudie halten wir es für nicht länger hinnehmbar, dass die Tagungsräume diese Namen tragen. Das Arbeiten in Räumen mit diesen Namen ist insbesondere für von sexueller und spiritueller Gewalt betroffene Frauen (und Männer) eine nicht hinnehmbare Zumutung.“ Damit möchte die kfd ihr eigenes Versprechen einlösen, sich für von Missbrauch Betroffene einzusetzen und Missstände aufzudecken. Dazu gehört auch die Frage nach einem angemessenen Umgang mit dem Erinnern an bislang angesehene und hochgeschätzte Persönlichkeiten.
„Die Erinnerungskultur an Priester, Bischöfe, Kardinäle und Ordensleute ist vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals darüber hinaus grundsätzlich zu überprüfen. Wir haben unsere Mitglieder gebeten, genauer in ihren Diözesen und kirchlichen Einrichtungen hinzuschauen“, sagt die kfd-Bundesvorsitzende.
Die kfd forderte mit ihrer Aktion #MachtLichtAn bereits vor fünf Jahren, genau hinzusehen und notwendige Schritte zu gehen.
Info:
Die kfd-Bundesversammlung hat im Jahr 2021 die Selbstverpflichtung „Lange verschwiegen und allgegenwärtig – spiritueller Missbrauch und sexualisierte Gewalt in der Kirche“ verabschiedet. Sie verpflichtet sich darin, alles dafür zu tun, Missbrauch in der katholischen Kirche zu verhindern, aber auch den Blick in den Spiegel zu werfen. Der Erbacher Hof ist das Tagungshaus, in der dem viele Veranstaltungen des kfd-Bundesverbandes stattfinden.