„Geschlechtergerechtigkeit muss Leitprinzip werden!“
"Equal pay 4.0 - gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt": Das ist das Motto des Equal Pay Day 2022, der in diesem Jahr am 7. März – einen Tag vor dem Weltfrauentag – stattfindet.
Aus diesem Anlass macht die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) – Bundesverband e.V. auf den in Deutschland nach wie vor großen Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern aufmerksam. Der größte katholische Frauenverband fordert alle Akteur*innen auf, die überwiegend strukturell bedingte Benachteiligung von Frauen zu beenden.
„Die Ursachen für den Gender Pay Gap sind unter anderem darauf zurückzuführen, dass Frauen in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten, häufiger in Teilzeit oder in Minijobs und seltener Führungspositionen innehaben“, erklärt Mechthild Heil, Bundesvorsitzende der kfd. Wenn Frauen in der IT-Branche arbeiteten, fänden sie sich in einem männlich geprägten Arbeitsumfeld wieder. In Führungspositionen aufzusteigen sei ungeachtet der Qualifikation schwer. „Zudem ist es erforderlich, dass Frauen bei der beruflichen Weiterbildung und digitaler Ausrüstung am Arbeitsplatz gleichgestellt werden“, so Heil weiter.
Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern hat sich in Deutschland bis heute kaum verändert: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Männer durchschnittlich 18 % mehr als Frauen. Im europäischen Vergleich liegt die Bundesrepublik damit auf einem der hintersten Plätze. Spitzenreiter ist Luxemburg. Hier verdienen Frauen nur ein Prozent weniger als Männer. „Das zeigt: Erfolge der frauenpolitischen Lobbyarbeit, wie das Entgelttransparenzgesetz oder gesetzliche Frauenquoten für Führungspositionen, sind nicht weitreichend genug, um die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern zu verringern. Erst seit 2016 sinkt der Verdienstunterschied leicht. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Einführung des Mindestlohns mehr bewirkt“, erklärt Heil.
Doch auch die ungleiche Verteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit ist problematisch. „Den Löwenanteil von Hausarbeit und Kindererziehung übernimmt in den meisten Fällen immer noch die Frau. Die gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind nach wie vor noch auf das Ein-Ernährer Modell, bestenfalls auf das Zuverdienerinnen-Modell ausgerichtet, nicht auf eine gleichberechtigte Aufteilung der Care-Arbeit. Das muss sich ändern. Geschlechtergerechtigkeit muss Leitprinzip in allen Politikfeldern werden“, fordert Heil abschließend.
Hintergrund
Der Equal Pay Day (EPD), der in Deutschland erstmals 2008 auf Initiative des Verbandes Business and Professional Women Germany e.V. veranstaltet wurde, macht auf die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern aufmerksam. Es ist der Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer seit Jahresbeginn für ihre Arbeit bezahlt werden.
Veranstaltungstipp: Tagung zu gerechtem Lebens-Arbeits-Zeit-Care-Modell
Ein erster Versuch, ein gerechtes Lebens-Arbeits-Zeit-Care Modell zu entwickeln, wird im September 2022 bei einer Tagung der kfd gestartet. Bei der Tagung soll ein faires und gendergerechtes Lebens-Arbeits-Zeit-Care-Modell entwickelt werden. Dieses Modell soll zukunftsorientiert und über parteipolitische Interessen hinaus gehen.
Es sprechen unter anderem:
- Dr. Franziska Schutzbach, Buchautorin, Forscherin und Dozentin für Geschlechterforschung und Soziologie. „In ihrem Buch ,Die Erschöpfung der Frauen´ (2021) schreibt sie über ein System, das von Frauen alles erwartet und nichts zurückgibt – und darüber, wie Frauen sich dagegen auflehnen und alles verändern: ihr Leben und die Gesellschaft.“ (Klappentext)
- Prof`in em. Dr. Uta Meier-Gräwe, die eine Professur für Wirtschaftslehre des Privathaushaltes und Familienwissenschaft innehat
- Elke Ferner, Parl. Staatssekretärin a.D., Vorsitzende UN Women Deutschland e.V., Vorstandsmitglied Deutscher Frauenrat
Weitere Informationen zur Tagung folgen.